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Der Schwarz-Weiß Film "Die Feuerzangenbowle" (1944) ist eine Komödie mit Heinz Rühmann & Karin Himboldt unter der Regie von Helmut Weiss. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl aus dem Jahr 1933.
Der Titel bezieht sich auf eine deutsche Variante des Punschtrinkens vor allem zu Weihnachten, die sogenannte Feuerzangenbowle.

Handlung

Dem Film ist ein adaptiertes Zitat aus dem Roman vorangestellt: „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“

Die Rahmenerzählung des Films mit eine Szene in der 4 ältere Herren an einem Tisch sitzen, Feuerzangenbowle schlürfen und in Erinnerungen an ihre Schulzeit schwelgen. Der erfolgreiche junge Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer (Heinz Rühmann), der etwas später zum Stammtisch stößt, beneidet seine Freunde um den Spaß, den sie in ihrer Schulzeit hatten. Er selbst hat diesen Spaß nie erlebt, weil er von einem Privatlehrer unterrichtet wurde.
Da drängen ihn seine Freunde, das Versäumte nachzuholen und sich als Schüler zu verkleiden, um für ein paar Wochen auf eine richtige Schule zu gehen. Die Wahl fällt auf ein Gymnasium in der Kleinstadt Babenberg.

In der Binnenhandlung besucht Pfeiffer als Schüler in der höchsten Klasse das Gymnasiums. Schon bald ist er in seiner Klasse beliebt und treibt mit seinen Mitschülern allerlei Schabernack mit Professor Crey (alias "Schnauzbart") und Professor Bömmel sowie mit Rektor Knauer (alias "Zeus"). Seine extravagante Freundin Marion reist ihm nach und versucht ihn zu überreden, nach Berlin zurückzukommen. Zunächst lässt er sich überreden, doch in letzter Minute beschließt er, doch in der Schule zu bleiben und lässt Marion allein zurückreisen.
Er hat sich in die 17-jährige Eva, die Tochter des Rektors, verliebt und zeigt ihr seine wahre Identität. Eva nimmt dies jedoch nicht ernst.

Er fühlt sich dadurch verletzt und will ausrasten, um von der Schule verwiesen zu werden. Zunächst lässt er die Abschlussklasse der Mädchenrealschule in das Jungengymnasium kommen. Verkleidet als Professor Crey gibt er Chemieunterricht (beim echten Professor Crey hat Pfeiffer den Wecker und die Uhr verstellt, so dass Crey viel zu spät zur Schule kommt).
Am selben Tag besucht der Schulinspektor die Schule, um mit anderen Lehrern der Schule zu prüfen, ob Professor Crey für den Beruf geeignet ist. Als die Lehrer bemerken, dass Pfeiffer unterrichtet, bittet Rektor Knauer sie, das Spiel zu spielen. Zur Überraschung aller ist der Schulinspektor jedoch mit dem Unterricht, den er gesehen hat, zufrieden. Als er gerade gehen will, stürmt der echte Professor Crey herein und stellt sich Pfeiffer gegenüber. Kurz bevor der Schulinspektor geht, rät er den beiden Männern, sich untereinander zu einigen, wer nun der echte Crey ist.
Pfeiffer hört auf, sich zu verkleiden und glaubt, dass er dafür von der Schule verwiesen wird, was jedoch nicht geschieht. Daraufhin droht er damit, die Tochter des Rektors zu entführen, die daraufhin spontan aufspringt und ihm entgegenläuft. Da er sein Diplom, seine Promotionsurkunde, seinen Literaturpreis und seinen Steuerbescheid vorweisen kann, steht einer Beziehung zwischen den beiden schließlich nichts mehr im Wege.

Der Film endet mit der Rahmenerzählung: Pfeiffer, wieder als Erwachsener, erklärt, dass er die erzählte Geschichte erfunden hat. Nur die Szene mit der Feuerzangenbowle sei echt gewesen.

Hintergrund

Bereits 1934 war eine etwas freiere Verfilmung des Romans unter dem Titel "So ein Flegel" erschienen. Auch hier spielt Heinz Rühmann die Hauptrolle, sogar in einer Doppelrolle. Das Drehbuch schrieb Hans Reimann.

Aus Heinz Rühmanns "Erinnerungen" über diesen Film: "Auch diese Rolle - den Pfeiffer mit den drei F - wollte ich nicht spielen. Ich hielt mich mit meinen 41 Jahren für zu alt, um noch glaubhaft einen Primaner darstellen zu können. Erst Testaufnahmen unseres Kameramanns Ewald Daub überzeugten mich."

Eine Feuerzangenbowle ist ein etwas aus der Mode gekommenes Getränk: Rotwein wird mit Orange und Zimt gewürzt und in einem Kessel erhitzt, darauf wird eine "Feuerzange" mit einem konischen Zuckerhut gelegt, der mit Rum getränkt und angezündet wird. Der geschmolzene Zucker (und der Rum!) fließt dann in die Bowle.
Beliebt in der kalten Jahreszeit trinkt sich eine solche Bowle recht angenehm, allerdings ist die Doppelwirkung von Rum, Rotwein und Zucker recht … ideenanregend - und ein Kater am nächsten Tag ist garantiert.

Drehbuch

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Heinrich Spoerl und lehnt sich eng an dieses an. Die Dialoge sind weitgehend identisch. Nur einige wenige Passagen wurden weggelassen oder leicht verändert. Als bemerkenswertes Zugeständnis an die Nazis wurde Spoerls Schullehrer Dr. Brett zu einer strengen und bissigen Figur gemacht.
Diese Anpassung stammt nicht von Spoerl selbst, der mit der Bearbeitung seines Drehbuchs nicht zufrieden war, sondern vermutlich von Rühmann. Bereits 1934 wurde eine etwas freiere Verfilmung des Romans unter dem Titel "So ein Flegel" veröffentlicht. Darin spielte Heinz Rühmann ebenfalls die Hauptrolle, sogar in einer Doppelrolle. Das Drehbuch wurde von Hans Reimann geschrieben.

Drehort

Der Film wurde von der Ufa-Tochter Terra Film produziert und auf 35mm-Film im Originalformat 1:1,18 gedreht. In der Kinoprojektion (24 Bilder pro Sekunde) hat er eine Länge von 98:11 Minuten; in der Fernsehprojektion (25 Bilder pro Sekunde) ist er 95:15 Minuten lang.
Die Dreharbeiten begannen am 18. März 1943 und dauerten bis Juni 1943.
Der größte Teil der Aufnahmen fand auf dem Gelände der Ufa-Studios in Babelsberg statt.

Das Schulgebäude im Film war ein Modell, das dem Rheingau-Gymnasium in Berlin-Friedenau und dem Goethe-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf nachempfunden sein sollte.
Die Innenaufnahmen wurden möglicherweise in den Räumen des damaligen Peutinger-Gymnasiums in Ellwangen (Baden-Württemberg) gedreht.

Auch der Kurpark in Bad Salzschlirf, die Altstadt von Schwäbisch Hall und das Rathaus von Potsdam-Babelsberg sind im Film zu sehen.

Zeit

Die Feuerzangenbowle spielt in einer "guten alten Zeit", die nicht näher beschrieben wird, aber um das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert anzusiedeln ist. Dies zeigt sich an den Schulmützen, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits seit einigen Jahren abgeschafft waren. Die Kleidung der Personen scheint der Zeit um 1900 zu entsprechen. Auch die Uniform eines Polizisten mit Spitzhelm (Pickelhaube) spricht für diese Datierung, ebenso wie die Tatsache, dass Pfeiffer zu Beginn des Films in einer Kutsche zu seinen Freunden gebracht wird.

Das Element Radium, das Pfeiffer den Schülern vorzustellen vorgibt, wurde im Dezember 1898 in Frankreich entdeckt (von der polnischen Physikerin Marie Curie und ihrem Ehemann)

Das Bild, das im Sitzungssaal hängt, zeigt dagegen den deutschen Kaiser Wilhelm I., der bereits 1888 starb.

Veröffentlichung

Im Januar 1944 versuchte der deutsche Reichserziehungsminister Bernhard Rust eine Freigabe mit der Begründung zu verhindern, der Film würde die Autorität der Schule und ihrer Lehrer gefährden und die schwierige Situation durch den kriegsbedingten Lehrermangel erschweren. Rühmann fuhr daraufhin persönlich mit einer Filmkopie 2 Tage lang zur Wolfsschanze, einem der Hauptquartiere von Adolf Hitler. Hitler genehmigte den Film und wies Propagandaminister Joseph Goebbels an, ihn zur Veröffentlichung freizugeben. Drei Tage später, am 28. Januar 1944, wurde der Propagandafilm in den Berliner Ufa-Palästen Königstadt und Tauentzien uraufgeführt.

Die erste Fernsehsendung wurde am im Dezember 1964 im Fernsehen der DDR ausgestrahlt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Film erstmals am im Dezember 1969 im ZDF ausgestrahlt und erreichte eine Einschaltquote von 53 % (ca. 20 Millionen Zuschauer).

Im Laufe der Jahre avancierte die Komödie zum Kultfilm und es wurden vor allem während der Adventszeit Vorführungen des Filmes organisiert (häufig auch an Universitäten).

Zitate

Dampfmaschine

"Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später." [Professor Bömmel; Physiklehrer (mit niederrheinischen Dialekt)]

"Jeder nor einen wenzigen Schlock." (Professor Crey, Chemielehrer)

"Pfeiffer, Sie gäben nicht acht. Wederholen Sie: Was verstäht man onter alkoholischer Gärung?"

"Also die alkoholische Gärung - oder vielmehr die Gärung des Alkohols - sie erzeugt Alkohol - das heißt also, der Alkohol erzeugt Gärung - sogenannte alkoholische Gärung -"

"Pfeiffer, Sie faseln."

"Der gärende Alkohol fängt an zu faseln - fänft an in faselnde Gärung überzugehen - und so entsteht Heidelbeerfusel - Heidelbeerfasel"

"Was ist los met Ehnen?"

"Nichts, Herr Professor. Und wenn dann der Heidelbeerfusel beziehungsweise Alkohol- oder vielmehr der Heidelbeerkohl - ich meine: der gärende Altheidelbeerkohl-"

"Est Ehnen nicht wohl? - Oh, dann sätzen Sie sech. Hosemann, fahren Sie fort."


"Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden." [Dr. Johannes Pfeiffer; am Ende des Films]

Film

Stab

Besetzung

Eine Liste der Darsteller / Schauspieler / Rollen aus dem Film "Die Feuerzangenbowle"

Literatur

 


 

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