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Der Schwarz-Weiß Film "Es geschah am hellichten Tag" (1958) ist ein Krimi mit Heinz Rühmann als Kriminalkommissar Matthäi, der einen Kindermörder (Gert Fröbe) jagt und stellt. Das Drehbuch verfasste der Romancier Friedrich Dürrenmatt und Regie führte Ladislao Vajda.

Handlung

Matthäi, Kriminalhauptkommissar bei der Zürcher Polizei, steht kurz vor einem Einsatz im Nahen Osten, als ein Anruf eingeht, dass ein Hausierer die Leiche eines kleinen Mädchens im Wald gefunden hat. Zusammen mit dem Hausierer inspiziert er den Fundort und sagt, als sich keiner der anderen Polizisten meldet, er werde die Eltern informieren. Die verzweifelte Mutter bittet ihn zu schwören, dass er den Mörder finden wird.

Er geht in die Schule der kleinen Mädchen, wo ein anderes Kind ihn auf ein Bild hinweist, das das tote Mädchen gemalt hatte. Es zeigt einen großen Mann in einem langen schwarzen Mantel, ein großes schwarzes Auto, ein kleines Mädchen, ein gehörntes Wesen und einige schwarze Igel. Die Dorfbewohner halten den Hausierer für den Mörder, ebenso wie Matthäis Nachfolger, der nach einem langen, harten Verhör ein Geständnis erlangt. In dieser Nacht erhängt sich der Hausierer in seiner Zelle.

Die Polizei hält den Fall für abgeschlossen. Matthäi glaubt jedoch, dass der Hausierer unschuldig war und dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handelt, der bereits zwei andere kleine Mädchen ermordet hat und wieder zuschlagen könnte. Als er im Flugzeug Platz nimmt, isst der Mann neben ihm Schokoladentrüffel, die genauso aussehen wie die Igel auf der Zeichnung. Als er erkennt, dass der Mörder sich mit dem kleinen Mädchen mit Schokolade angefreundet haben könnte, springt er aus dem Flugzeug, aber sein Nachfolger ist nicht daran interessiert. Er beschließt, den Fall auf eigene Faust zu lösen, und ein befreundeter Psychiater schlägt vor, dass die Zeichnung echt ist. Ein solcher Mörder wird von erwachsenen Frauen eingeschüchtert und rächt sich, indem er kleine Mädchen ermordet. Er muss selbst kinderlos sein.

Als Matthäi die drei Tatorte auf der Karte einzeichnet, stellt er fest, dass sie alle an der Hauptstrasse von Zürich nach Chur liegen. Das Wappentier von Chur ist die gehörnte Gämse, die auch auf den Nummernschildern der Fahrzeuge zu sehen ist. Er mietet eine Tankstelle an der Strasse, wo er die Nummern der Autos aus Chur aufnimmt, ihre Besitzer ausfindig macht und unter verschiedenen Vorwänden anruft, um herauszufinden, ob sie Kinder haben. Als er im Dorf ein einsames kleines Mädchen sieht, freundet er sich mit ihr an und erfährt, dass sie Annemarie heisst und ihre Mutter allein und unverheiratet ist. Er lädt Mutter und Tochter ein, in der Tankstelle zu wohnen und ermutigt das Kind, am Straßenrand zu spielen.

Ein Geschäftsmann namens Schrott, der mit seinem grossen schwarzen Auto von Chur nach Zürich fährt, sieht Annemarie spielen und hält an der Tankstelle an, obwohl sein Tank fast voll ist. Matthäi findet seine Hausnummer heraus, wo seine Frau sagt, dass ihre beiden Söhne in der Welt unterwegs sind. Ein paar Tage später versteckt Schrott sein Auto im Wald und lockt Annemarie in seinem langen schwarzen Mantel mit einer Handpuppe. Er sagt ihr, dass niemand von ihrer Begegnung erfahren darf.

Als Annemarie eines Tages zu spät aus der Schule kommt, sieht Matthäi Schokoladenflecken an ihren Händen und findet Igeltrüffel in ihrer Tasche. Er befiehlt der Mutter, das Kind in Sicherheit zu bringen und kauft eine Schaufensterpuppe, die er mit Annemaries Kleidern bekleidet. Er legt den Köder im Wald aus und alarmiert die örtliche Polizei, die nach dem Mörder Ausschau hält.

Schrott, der nur der Stiefvater der Söhne seiner Frau ist, hat einen Streit mit ihr und fährt mit Mordgedanken davon. Er hält die Puppe für die tote Annemarie und schreit vor Angst. Als Matthäi sich nähert, greift Schrott ihn an und verwundet ihn, wird aber durch einen Schuss der Polizei niedergestreckt.

Hintergrund

Friedrich Dürrenmatt war nicht glücklich darüber, dass sich der Detektiv am Ende der Geschichte als erfolgreich erwies, und so schrieb er den Roman "Das Versprechen" (1958), den er selbst als „Requiem auf den Kriminalroman“ bezeichnete, da er sich über die gängigen Regeln des Krimis hinwegsetzte.
"Das Versprechen" unterscheidet sich von "Es geschah am hellichten Tag" dadurch, dass der Detektiv den Mörder am Ende nicht identifizieren kann, weil dieser bei einem Autounfall ums Leben kommt. Dieser Misserfolg lässt den Detektiv schließlich als gebrochenen und geistlosen alten Mann zurück.

Gert Fröbes Darstellung des Kindermörders Schrott veranlasste Harry Saltzman und Albert R. Broccoli, Fröbe als Auric Goldfinger in dem James-Bond-Film "Goldfinger" (1964) zu besetzen.

Der Film wurde 1958 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für den Goldenen Bären nominiert verlor aber gegen das schwedisches Filmdrama "Wilde Erdbeeren" (1957) von Ingmar Bergman.

Drehort

Die Dreharbeiten fanden vom Februar bis April 1958 in der Schweiz statt. Gedreht wurde im Kanton Zürich, zum Beispiel an der Tardisbrücke, die den Rhein bei Landquart überquert, wo es auch eine Gaststätte mit der Bezeichnung Graubünden gab. Ein Bauernhaus in der Nähe des Dorfes Trimmis wurde zu einer Tankstelle umgebaut. Der Wald, in dem Schrott die kleine Annemarie trifft, war der Fürstenwald bei Chur. In Chur stand auch das Haus, das als Vorlage für Schrotts Haus diente (an der Oberen Plessurstrasse).
Das schwarze Auto, das im Film eine wichtige Rolle spielt, ist ein Buick Sedan und wurde normalerweise von einem Churer Taxi-Unternehmen benutzt.
Die Innenaufnahmen wurden im Atelier Praesens-Film und in den Spandauer Studios in Berlin gedreht.

Der Film ist sehr fein gezeichnet, wozu vor allem auch Michel Simon als Jacquier beiträgt: der Hausierer ist ein Welschschweizer, der sich an den Deutschschweizern reibt.
Weitere antithetischeElemente: die Bauern gegen den Außenseiter Jacquier, der bäuerliche Gemeindepräsident gegen die städtischen Akademiker, die Kantonspolizei gegen den hochintelligenten Kriminalisten, die "ehrlichen" Dorfbewohner gegen die "unmoralische" Frau Heller.
Etappenweise ist die Wandlung des Karrierepolizisten Matthäi: dem Nichtraucher und Karrierepolizist wird langsam bewusst, was er den Moser-Eltern versprochen hat und wie er dem Hausierer Jacquier nicht geholfen hat - er wird zum Raucher, der sein eigenes Leben gegenüber seiner Überzeugung von dem Richtigen hinten anstellt.

Der Film ist - wohl dem bundesdeutschen Publikum zuliebe - in Hochdeutsch gesprochen, die "bundesdeutschen" Kriminalisten OLt. Matthäi und Lt. Henzi wirken vom Tonfall her deplatziert, während die Sprechweise von Michel Simon genau paßt: "Mattha-i" anstelle von "Matthä-i", "Commissaire" anstelle von "Kommissar", der Gegensatz zwischen Deutsch- und Welschschweizern kommt auch dadurch gut zum Ausdruck.

Neuverfilmungen

Kritik

Die erste Fassung des Films wird von der Kritik nach wie vor gelobt. Er ist gut inszeniert von Ladislao Vajda, von seinem bevorzugten Kameramann Heinrich Gartner atmosphärisch gedreht und trotz seines langsamen Tempos durchaus fesselnd.

Heinz Rühmann als Kommissar gibt hier eine ungewohnt leise und zurückhaltende Vorstellung und Gert Froebe brilliert in der erschreckenden Darstellung des Mörders.

Hervorzuheben ist der Franzose Michel Simons und seine großartige Leistung als der fälschlich verdächtigte Jacquier. Man hätte erwartet, dass er synchronisiert wird, aber dieser überragende Schauspieler hat seinen Text größtenteils phonetisch auswendig gelernt (also ohne ein Wort zu verstehen) und trägt ihn mit größter Überzeugung vor.

Film

Stab

Besetzung

Eine Liste der Darsteller / Schauspieler / Rollen aus dem Film "Es geschah am hellichten Tag"

Literatur

 


 

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