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Der Spielfilm "Die Ente klingelt um halb Acht" (1968) ist eine surrealistische Komödie mit Heinz Rühmann & Hertha Feiler unter der Regie von Rolf Thiele. Er beruht auf einem Roman von Aage Stentoft.
Der Film erzählt die Geschichte von dem Computerwissenschaftler Dr. Alexander, der einen Geistesgestörten mimen muss, um wieder als normal anerkannt zu werden.

Handlung

Dr. Alexander ist ein rationaler, präziser Computeringenieur. Auf einer Konferenz hält er einen Vortrag über die Notwendigkeit, alle Aktivitäten des menschlichen Lebens mit programmierbaren Computern zu steuern, damit alles effizient nach einem präzisen Plan, auf vorhersehbare Weise und ohne Störungen durch zufällige Fehler ablaufen kann. Er organisiert sein Leben und das seiner Frau in einem logischen System. Sein gesamter Haushalt ist automatisiert, vom Wecker über das Bügeleisen bis hin zu den Küchengeräten sind alle Geräte selbsttätig, elektronisch programmiert und in sich geschlossen.

Eines Abends eilt Alexander von der Arbeit nach Hause, weil er am Morgen einen Entenbraten in den programmierten Grill gelegt hat, der um Punkt 19:30 Uhr fertig ist und eine Glocke läutet, um dies zu signalisieren. Alexanders Plan gerät in eine unerwartete Sackgasse: Er steckt im Berufsverkehr fest. Um rechtzeitig nach Hause zu kommen, versucht er, durch eine gesperrte Industriestraße in einen Güterbahnhof zu schlüpfen. Doch dort wird gerade ein Wanderzirkus verladen. Ein Zirkuselefant sitzt auf der Heckklappe eines Volkswagen Käfers.
Alexander macht kein Aufhebens und fährt weiter, wird aber bald von der Polizei angehalten und verlangt eine Erklärung für den Schaden am Auto. Alexander will kein Bußgeld, sagt nicht, dass er illegal auf einer gesperrten Straße gefahren ist, sondern nur, dass er mit einem großen Elefanten zusammengestoßen ist und es eilig hat, nach Hause zu kommen, weil "die Ente um halb Acht klingelt". Die Polizei hält ihn für verrückt und zwingt ihn auf die Polizeiwache. Der Polizeiarzt gibt ihm eine Beruhigungsspritze und lässt ihn in eine psychiatrische Klinik einweisen.

Alexander versucht zunächst, sich zu befreien, indem er die Wahrheit sagt, aber niemand glaubt ihm, und sie halten ihn für noch dümmer als er ist. Er entkommt, flieht vor der verfolgenden Polizei auf den Dachboden eines Hauses, wo er auf einen Filmdreh stößt. Er rennt mit einer nackten Schauspielerin über das Dach. Der Regisseur tadelt ihn, weil er die Szene zu früh betreten hat. Die Schauspielerin wird von einem Reporter befragt. Sie erklärt, dass sie sich aus Protest gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse ausgezogen hat und liest einen Artikel zum gleichen Thema im Spiegel.
Währenddessen mischt sich Alexander auf der Straße unter eine Gruppe von Demonstranten, von denen einige ebenfalls nackt sind, aber die Polizei und Professor Sauermann finden ihn, nehmen ihn mit und bringen ihn zurück ins Institut. Die Demonstranten, die glauben, ihr Kamerad sei Opfer von Polizeigewalt geworden, stürmen die Anstalt und werden von der Polizei mit Wasserwerfern zurückgedrängt. Als Alexander pflichtbewusst die Wahrheit sagt, dass eine nackte Frau vor ihm über das Dach gelaufen ist, diagnostizieren Professor Sauermann und Assistenzprofessor Jaspers eine Verschlimmerung der imaginären Zwangsvorstellungen des Patienten und ordnen seine verstärkte Inhaftierung an. Alexander wird in einen Käfig gesperrt.

Hier wird er von einem Patienten im Nebenzimmer besucht, einem Richter, der vollkommen gesund ist, aber gelegentlich vorgibt, verrückt zu sein, um in die Anstalt von Professor Sauermann aufgenommen zu werden, wo er einige Tage lang ungestört lesen und sich ausruhen kann. Der Richter belehrt Alexander darüber, dass er, wenn er sich an die Realität hält, immer mehr als geisteskrank gilt und niemals entlassen wird.
In der Anstalt ist nicht klar, wer der Verrücktere ist: die Patienten oder die zwanghaften Psychiater, die sie untersuchen. Alexanders einzige Chance auf Entlassung besteht darin, sich wie ein zwanghafter Verrückter zu verhalten, wie es das medizinische Personal erwartet, und sich dann "heilen" zu lassen.
Der intelligente Alexander befolgt den Rat und erzählt Sauermnan und Jaspers, dass der Elefant, den er geschlagen hat, jetzt mit ihm im Krankenzimmer lebt. Die Ärzte glauben sofort alles, was er sagt. In den Vorlesungen an der medizinischen Fakultät wird Alexander als Paradebeispiel für eine obsessive Psychose vorgestellt. Professor Sauermann lässt ihn zunächst mit dem imaginären Elefanten spazieren gehen und überzeugt seinen Patienten dann mit tadelloser Logik davon, dass, wenn die nackte Frau nicht hier sein kann, auch der Elefant nicht hier sein kann und der Elefant daher nicht existiert. Alexander wiederholt gehorsam die Geschichte, wird dann für geheilt erklärt und nach Hause entlassen.

Die Polizei nimmt Alexander jedoch fest und stellt ihn vor Gericht, weil er den Vorladungen in seiner Verkehrssache nicht nachgekommen ist. Den Vorsitz in der Verhandlung führt ein alter Freund Alexanders, ein pseudokranker Richter.
Die Anklage lautet, dass der Ingenieur mit seinem Auto einen Elefanten angefahren hat. Seine Verteidigung stützt sich auf das ärztliche Gutachten, wonach Alexander sich den Elefanten nur eingebildet hat, der in Wirklichkeit nie existiert hat. Die geladenen Zeugen - Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten, der Filmregisseur, die nackte Schauspielerin und die Demonstranten, die in den Gerichtssaal gestürmt sind - sagen alle ihre eigene Wahrheit aus. Alle sagen die Wahrheit, und so bricht das Chaos aus. Alexander stellt fest, dass die Situation die Grenzen des menschlichen Verstandes überschreitet. Der Richter beschlagnahmt den hochmodernen Supercomputer von Alexanders Firma, in den alle Gesetze, Zeugenaussagen, Prozessprotokolle, Sachverständigengutachten und medizinischen Berichte eingespeist werden. Nach einem langen Rattern und Klappern verwandelt sich die Maschine in einen echten Elefanten. In einer absurden Situation läuft Alexander frei herum.

Hintergrund

Es war der letzte Film (und der 33. ihrer Laufbahn) von Hertha Feiler, die seit 1939 mit Heinz Rühmann verheiratet war. Sie konnte weitere Filmangebote wegen einer Krebserkrankung nicht mehr annehmen und verstarb 1970 in München.

Kritik

Alles in allem dreht sich der Film um die ewige Frage, wer verrückter ist, der Verrückte oder die Gesellschaft, in der er lebt.
Die Leistungen der Schauspieler sind nicht einheitlich. Mal spielen die beiden Stars des Films, Heinz Rühmann und Charles Régnier, recht brillant, mal wirken sie etwas deplatziert, was aber wohl eher an einer schwachen Regieführung als an ihren eigenen Fähigkeiten liegt.
Zu den Schwächen des Films gehören gravierende Fehler im Timing, etwa in vielen Jagdszenen, und ein mangelndes Gespür für den Auf- und Abbau dramatischer Spannung. Dennoch ist der Film im besten Sinne ein Kind seiner Zeit und hat daher seinen wahren Wert, auch wenn er alles andere als perfekt ist.

Film

Stab

Besetzung

Eine Liste der Darsteller / Schauspieler / Rollen aus dem Film "Die Ente klingelt um ½ 8"

 


 

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